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Mit Herz und Mechanik - eine irische Weberei

Draußen zwitschern die Vögel rund um die Ruinen längst verlassener Häuser und Burgen. Irisches Idyll mit allem, was dazu gehört. Wiesen, Wälder, Hügel, Ginster, Fuchsien und natürlich Schafe. Aber drinnen sieht es ganz anders aus. Vor allem hört es sich anders an. Webmaschinen rattern rhythmisch, die ArbeiterInnen unterhalten sich laut, eine Handwagen quietscht aus allen Lagern. Keine Frage, hier wir gearbeitet. Wir sind in der Weberei von JOHN HANLY in Ballyartella. Hier entstehen gerade Wolldecken, Schals und Tweed-Stoffe.

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Sean ist schon über dreißig Jahre dabei. Er steht gerade vor einer mächtigen Trommel, die die Garne von einzelnen Spulen mustergerecht nach Farben ordnet. Seine Schwester Elaine hatte die Spulen zuvor mit den erforderlichen Farben und Qualitäten bestückt und versucht das Wirrwarr aus Fäden zu ordnen, damit Sean sein Muster auffädeln kann. Die beiden arbeiten an riesigen Maschinen, aber lassen kein Garn aus den Augen und assistieren der Mechanik mit Ihren Händen. Die Weberei ist zu kompliziert, um sie den alten Maschinen allein zu überlassen, sagen sie. Mensch und Maschine bedingen sich hier und kein Produktionsprozess geschieht ohne Handarbeit.


Streng genommen ist die Produktion der Traditionsweberei JOHN HANLY aus Tipperary keine Manufaktur. Es gibt neben den Mustertrommeln ein Dutzend Webmaschinen und hinter jeder Maschine einen Mitarbeiter, der die tausenden Verknüpfungen eines Gewebes kontrolliert und gegebenenfalls korrigiert. Sie kennen buchstäblich jede Schraube der Webmaschinen und haben sie vermutlich auch schon einmal eigenhändig ersetzt. Die meisten Maschinen sind auch schon seit vielen Jahrzehnten hier.

Mechanik und Wolle, darum dreht sich bei JOHN HANLY alles - und das bereits seit 1893. Damals besetze Denis Hanly, ein Weber, der bis dato in einer Textilfabrik in Galway gearbeitet hatte, eine schon damals verfallene Wassermühle bei Nenagh in Tipperary. Hier sollte die Zukunft seiner Familie liegen. 

Denis Hanly hat die Aufbauarbeit gemacht. Es scherte die Schafe aus der Gegend und erhielt so Wollvlies. Daraus spann er Garne und webte Stoffe, die er in der Umgebung verkaufte. Sein Sohn John baute das Geschäft wenig später aus und erwarb sich in ganz Irland einen ausgezeichneten Ruf. Er ist auch der Namensgeber des Familienbetriebes, JOHN HANLY & Co.

1952 dann der Rückschlag. Die sechsstöckige Mühle war vollständig abgebrannt, die Firma stand vor dem Aus. Aber wie schon zu Zeiten des Gründers Denis hielten die Hanlys zusammen, bauten neue Produktionshallen und modernisierten den Betrieb. Johns Sohn Joseph war es, der die Hanly-Stoffe nun auch international vertrieb. Firmer wie Bogner, McGee, Schneiders und viele Haute Couture Designer beziehen bis heute Wollstoffe von JOHN HANLY.

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Heute führt Brian Hanly, Josephs Sohn, die Geschäfte. Brian hat die Weberei von einem Supplier zu einer Endkunden-Marke geführt. Seine Decken- und Schals-Kollektionen mit ihren aufwendigen irisch-angelsächsischen Mustern passen anscheinend in die Zeit. Sehr gute Wollqualitäten, neu interpretierte Heritage Muster, lokal hergestellt zu anständigen Preisen - Brian hat auf das richtige Pferd gesetzt.

Heute zeigt uns Brian seine Weberei. Wir sind hier, um die Produktion zu fotografieren und ihn zu porträtieren. Er gibt nicht viel auf Marketing, aber wir konnten ihn überreden. Angesprochen auf die Lautstärke seiner Maschinen scheint er ein wenig überrascht. „Ich höre das gar nicht mehr. Die alten Maschinen sind mittlerweile ein Teil von uns geworden. Wir kennen uns und brauchen uns“.

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Decken, Schals und Tweed Caps von JOHN HANLY im Shop