Was ist los in Donegal?

Hohe Klippen, einsame Strände und fast immer in Sicht: der tosende Atlantik. Das ist die Küste der irischen Grafschaft Donegal im Nordwesten Irlands. Ein wirklich besonderes Fleckchen Erde. Das County mit der gleichnamigen Stadt ist immer noch relativ wenig besucht, voller Abwechslung mit Meer, wilden Buchten, schroffen Bergen und kleinen Straßen, die manchmal im schönen Nirgendwo enden. Und Menschen, die zum Teil gälisch sprechen. Dann versteht man nichts, aber es klingt toll!

Die Sommer sind hier oben frischer als im Süden Irlands, die Winter länger, aber Schnee gibt es trotzdem selten. Hitzeperioden aber eben auch nicht. Wenn das Thermometer im Frühling auf satte 15 Grad klettert sind die meisten Einheimischen schon lange im T-Shirt unterwegs. 

Sicher ist: diese Ecke Irlands im äußersten Nordwesten hat es in sich. Die Natur ist ein Traum. Der wilde Atlantik hat die Westküste schon immer modelliert und eine raue Landschaft mit turmhohen Klippen und mythischen Inseln geschaffen, die immer im Wandel sind. Dazu das Licht, die Gischt, die Möwen und die Abgeschiedenheit.

Wenn man es sich nicht gerade im Pub oder Cafe gut gehen lässt hält man sich am besten draußen auf. Man kann den WILD ALTLANTIC WAY entlang fahren, also die unglaublich beeindruckende Küstenstraße, die im County Donegal beginnt und bis nach Cork im Süden der Insel führt. Oder man spaziert auf den Klippen herum und macht am Malin Head oder anderswo schöne Fotos. Oder aber man lässt sich treiben. Dann kann man entdecken, was die Menschen in Donegal seit Jahrhunderten so gut können: spinnen, weben und stricken. 

Früher war das Pflicht und überlebensnotwendig. Wollprodukte wurden gebraucht und überall genutzt, vor allem von den Fischern die das wirtschaftliche Rückgrat der Region bildeten und auf hoher See Kleidung brauchten die schützt, wärmt und dabei schöne Muster hat. Bestes Beispiel: die Aran-Pullover. Heute pflegen die Menschen aus Donegal diese Traditionen wieder – und das erfolgreich. 

Manche Familienbetriebe setzen noch heute auf Handarbeit, so zum Beispiel STUDIO DONEGAL in Kilcar, Donegal. Hier werden Tweed-Wollstoffe noch immer an alten Strickmaschinen von Hand gewoben und das kann man sich ansehen. In den Räumen über dem Ladengeschäft klappern die alten Webstühle und heraus kommen zum Beispiel wunderschöne Decken. Irre! 

Gleich um die Ecke liegt ein anderer Dinosaurier in Sachen Woll-Tradition: DONEGAL YARNS. Eine Spinnerei, die um 1900 gegründet wurde. Hinein kommt Rohwolle und heraus kommen feine Tweed-Garne in den herrlichsten Farben. Dazwischen ist ein langer Weg. Sehr kompliziert. 

Es ist möglich eine Führung durch die Spinnerei zu bekommen. Am Ende ist man auf jeden Fall platt und hat sich kaum etwas merken können. Außer, dass es sehr sehr beeindruckend ist. DONEGAL YARNS heißt so, wie die Region und das DONEGAL TWEED Garn ist seit Jahrzehnten weltweit ein Begriff für Spitzenqualität. Und wird deshalb auch leider immer wieder kopiert. 

Besonders ist das Garn vor allem wegen seiner speziellen Farbtöne mit unterschiedlich farbigen Einsprengseln. Das ist ein enorm aufwändiges Herstellungsverfahren: der Grundton eines Garns entsteht durch einen Mix aus sechs Einzelfarben, in den dann noch einmal sechs bis acht unterschiedlich farbige Noppen eingebracht werden. 

Die Kunst dabei: dass die Noppen farblich harmonieren, fest im Garn sitzen und nicht etwa herausfallen. DONEGAL YARNS vertreibt seine Garne zwar weltweit, manchmal aber auch an Firmen ganz in der Nähe. So zum Beispiel an FISHERMAN out of IRELAND. Die Strick-Manufaktur – wer hätte das gedacht – befindet sich ebenfalls in Kilcar und produziert seit knapp drei Jahrzehnten Damen- und Herrenpullover auf höchstem Niveau. 

Alle Produkte sind aus 100% Wolle, an den Farben der Natur orientiert, zeitlos und herrlich weich. FISHERMAN hat an der Manufaktur einen kleinen Shop, in dem man als Besucher auch einige der schönen Strickwaren erstehen kann.  Wenn man also in Donegal unterwegs ist gibt es einiges zu entdecken. In erster Linie natürlich die umwerfende Natur mit Schafen soweit das Auge reicht. Aber eben auch viele kleine und kleinste Manufakturen mit aufgeschlossenen Menschen die allen die es interessiert stolz ihr Handwerk präsentieren. Es macht Spaß das zu erleben!